Startseite / Interview / Jens Heysel Vereinsvorsitzender MSV Pampow

Jens Heysel Vereinsvorsitzender MSV Pampow

© Privat
© Privat

110 Tage dauerte die Regentschaft von Napoleon Bonaparte als er am 1. März 1815 von seinem Exil auf der Insel Elba nach Frankreich zurückkehrte. Beendet wurde diese am 18. Juni 1815 durch die Schlacht bei Waterloo. Seitdem steht diese „Herrschaft der hundert Tage“ als Synonym für eine Schonfrist, die jedem neuen Amtsinhaber in Wirtschaft, Politik oder als Vereinsvorsitzender gewährt wird, bevor er maßgebliche Entscheidungen zu treffen hat.

Auch für Amtsneulinge endete die Schonfrist, der Ernst des Alltags beginnt.
Jens Heysel, der 44-jährige Schweriner Geschäftsmann gibt Auskunft über die Arbeit als Vereinsvorsitzender des MSV Pampow.


Hallo Herr Heysel, am Wahltag des 23. November 2012 haben sie viel gelächelt und waren voller Hoffnung. Wie groß ist ihre Begeisterung für den Job jetzt nach ca. 100 Tagen?

Wenn ich an diesem Tag viel gelächelt habe, dann weil ich Freude und Stolz empfinde was den MSV Pampow und seine Entwicklung angeht. Ein hohes Maß an Begeisterung, Hoffnung und eigene Verrücktheit sind quasi Grundvoraussetzungen für eine solche Tätigkeit und sollten sich wenn möglich nicht an Fristen gebunden fühlen.

Die 1. Männermannschaft im Fußball ist sicherlich das Aushängeschild des Vereines, aber nicht die einzige nennenswerte Sparte im Club. Stellen Sie uns doch einmal den Verein kurz vor und was zeichnet ihn aus?

Die Gemeinde Pampow hat sich in den letzten 20 Jahren rasant entwickelt. Proportional dazu auch der MSV Pampow. Mittlerweile gehören wir mit zu den größten Sportvereinen der Region. Die Sparte Fussball ist die Mitgliederstärkste. Gleichberechtigt existieren die Sparten Volleyball und Kegeln im Punktspielbetrieb. Im Bereich Freizeitsport sind Badminton, Frauengymnastik, Leichtathletik und die Spielegruppe für unsere Jüngsten MSV-ler organisiert. Bei dieser Gelegenheit möchte ich ausdrücklich erwähnen, dass der MSV sehr erfolgreiche Kegler und Volleyballmannschaften in seinen Reihen hat.

 

Beschreiben sie doch mal die Erfolgstory „ MSV Pampow“ der letzten Jahre, wo sie ja auch schon vorher als Geschäftsführer im Verein maßgeblich aktiv tätig waren?

Wie bereits erwähnt hat sich unser Dorf rasant entwickelt. Die Einwohnerzahl hat sich seit der Wende verdreifacht. Die Kinder der Familien, die sich in Pampow niederließen standen schnell vor der Tür des MSV. Mit den Sportlern kamen auch sportbegeisterte Trainer, Betreuer und Helfer zu uns. Plötzlich standen wir vor großen Herausforderungen. Durch eine beispielgebende Unterstützung der Gemeinde Pampow wurden erhebliche Investitionen in die Sportanlagen möglich. Gleichzeitig ist es uns gelungen, entsprechende Vereinsstrukturen aufzubauen. Durch die unermüdliche Unterstützung vieler Pampower und Nachbarn hat sich eine sportbegeisterte Gemeinschaft gefunden, die uns bis heute stark macht. Ohne die vielen „Verrückten“ wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen.

Wie stellt sich das Verhältnis mit den Mitarbeitern, Spartenleitern, Fans und der Gemeinde nach ihrer Amtsübernahme dar?

Ich glaube nicht, dass sich da viel verändert hat. Nach wie vor geht es in erster Linie darum den Verein auf Kurs zu halten und erfolgreich weiter zu entwickeln. Natürlich haben auch wir unsere Baustellen und Alltagssorgen. Das Tagesgeschäft hält so manche neue Herausforderung und Überraschung parat. Da  wird es dann wichtig zu reden, zu motivieren und gemeinsam den Laden  zusammen zu halten.

Herr Heysel, früher als Geschäftsführer waren sie auszuführender, heute müssen sie Entscheidungen treffen. Wie ist es wenn man als Vereinsvorsitzender „Nein“ sagen muss?

Da ich als geschäftsführender Vorstand agierte, habe ich auch früher schon entscheiden dürfen, aber nein sagen bedeutet nein sagen, egal in welcher Funktion.
Ich bin  dafür bekannt nicht  jede getroffene Entscheidung auf breiter Basis zu rechtfertigen bzw. zu diskutieren. Auch sind Kompromisse die die Zustimmung Aller finden sollen am Ende meist faule. Das mag jetzt etwas arrogant klingen, aber dafür tragen der Vorstand und sein Vorsitzender die Hauptverantwortung. Das Wohl des Vereins steht im Vordergrund und danach wird entschieden.
Aber natürlich sage auch ich viel lieber „ja“ als „nein“.


Die 1. Fußballmannschaft ist auch unter ihrer Regentschaft das Aushängeschild des Vereins. Die Mannschaft spielt nun schon im dritten Jahr oben in der Verbandsligaspitze mit. Eine tolle Entwicklung, aber sehen sie nicht die Gefahr der Stagnation in der Entwicklung und sollte Oberliga nicht in naher Zukunft ein Thema für den Verein sein? 

Bei aller Euphorie sollten wir niemals vergessen wer wir sind und woher wir kommen. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als die Liga des MSV Bezirksklasse hieß und wir im altehrwürdigen „Kessel“ an der Schweriner Strasse unsere Spiele vor 20 – 30 Zuschauern bestritten haben.
Der sportliche Erfolg darf nicht dazu führen, dass wir unser Augenmaß und unsere Bescheidenheit verlieren. Die Verbandsliga ist nach wie vor eine Herausforderung für das „kleine“ Dorf vor den Toren der Landeshauptstadt. Wir werden in erster Linie daran arbeiten, dass erreichte nachhaltig zu gestalten.

Wäre die Oberliga aus heutiger Sicht ein finanzielles und sportliches Abenteuer für den Verein?

Natürlich darf und soll sich unsere junge Mannschaft sportlich weiterentwickeln. Gleiches gilt in den Bereichen Finanzen, Logistik und Infrastruktur für den Verein. Abenteuer sind nur dann welche, wenn man nicht gut darauf vorbereitet ist und das stabile Fundament fehlt.
Bis zum nächsten Level ist da aber noch einiges zu tun.

Welchen Anteil hat das Trainergespann Kuska/Hecht am Erfolg ihrer Mannschaft und werden sie den Pampowern lange erhalten bleiben?

Als Uwe Brauer mich im Laufe der vergangenen Saison davon unterrichtete, dass er nicht mehr zur Verfügung steht, war ich schon einigermaßen geschockt, denn ich wusste um seinen Anteil am sportlichen Erfolg. Er selbst fädelte dann ja seine eigene Nachfolge mit ein und heute haben wir mit Mario Kuska und Björn Hecht ein Trainergespann, um das uns wohl viele Vereine beneiden. Sprotte hatte als langjähriger Spieler und Co den heißen Draht zur Mannschaft und so konnte sich Mario schnell eingewöhnen. Die beiden halte ich für  ein kongeniales Duo mit hohem sportlichem und pädagogischem Sachverstand. Die Handschrift der Trainer ist mittlerweile gut auszumachen.
Ich gehe davon aus, dass beide mit unserer Mannschaft noch viel vorhaben.

Wenn Sie sich 2013 etwas wünschen könnten, was wäre das?

Wünsche habe ich so einige, aber derzeitig wünsche ich mir nichts sehnlicher als den Frühling. Vom Winter habe ich echt die Nase voll.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Auch interessant!

Doppelte US-Power im Angriff des SSC

SSC Palmberg Schwerin verpflichtet mit Hayley Spelman und Taylor Agost zwei schlagkräftige Amerikanerinnen Die gegnerischen …

Schreibe einen Kommentar